Inklusion ja – jedoch überlegt und in kleinen Schritten

Bezirksschulbeirat (BSB), Bezirkslehrer- und Bezirkselternausschuss (BLA und BEA) luden am 24. September 2018 in der Carl-Bosch-Oberschule zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein. Thema war eine intensive Auseinandersetzung zu dem Thema Inklusion. Zu Gast waren Frau Winter-Witschurke und Herr Dobe aus der Fachgruppe Inklusion, Demokratiebildung, ISV, Diversity u. Gender Mainstreaming der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.

Problemfelder der Inklusion wurden von den Eltern und Lehrern, die täglich auf dem Weg zur inklusiven Schule hervorragende Arbeit leisten, klar und deutlich formuliert:

  • zu viele inklusive Kinder in den einzelnen Klassen
  • kaum Förderung von Kindern in der ersten Klasse, trotz Integrationsstatus im Kindergarten
  • kaum Anerkennung des Förderbedarfes im Bereich „emotionale und soziale Entwicklung“ 
  • zu wenig Fachpersonal an den Schulen, denn Lehrer sind keine Sonderpädagogen
  • zu wenig Teilungsräume, um Förderunterricht in Kleingruppen zu erteilen
  • mangelnde Diagnostik vor der Einschulung
  • zu lange Wartezeiten bis zur Diagnostik während der Schulzeit
  • zu wenig Zeit für Förderplanentwicklung

Die Antworten der Senatsverwaltung waren ernüchternd. Obwohl mehr Geld als im Jahr 2017 für fehlendes Personal und Neu- bzw. Ausbau von Schulen zur Verfügung steht, wird in den nächsten Jahren das nötige Personal nicht vorhanden sein. Auch lassen alte Schulgebäude kaum bauliche Veränderungen zur Schaffung notwendiger Förder- und Teilungsräumen zu. Und das bei steigender Anzahl der inklusiven Kinder Jahr für Jahr! 

Fazit: Es gibt von Seiten der Senatsverwaltung kein hinreichendes Konzept, um die gegenwärtigen Probleme der inklusiven Schulentwicklung zu entzerren. Nur Geld zu Verfügung zu stellen, welches gegenwärtig nicht ausgegeben werden kann, reicht nicht. Da das pädagogische Personal an Berliner Schulen an ihre Grenzen stößt, ist eine positive Weiterentwicklung der inklusiven Schule nicht zu erwarten. Mittlerweile ist an einigen Schulen ein Unterricht mit gewöhnlichen Unterrichtsstandard für alle Schüler kaum möglich, da die inklusiven Unterrichtsmaßnahmen zu viel Raum einnehmen und über den binnendifferenzierten Unterrichtsmaßnahmen hinausgehen.

Daher fordere ich als Freie Demokratin für eine erfolgreiche Inklusive Schule und bitte um Diskussion:

  • eine Entlastung von Personal durch eine Festlegung einer maximale Zahl von inklusiven Kindern pro Klasse, für alle Jahrgangsstufen
  • grundsätzliche 2 Pädagogen in einer inklusiven Klasse
  • inklusive Klassenbildung nur bei vorhanden Fachpersonal und Räumlichkeiten
  • Wiedereinführung des Förderbedarfes im Bereich „emotionale und soziale Entwicklung“
  • Förderungen von allen inklusiven Kindern ab dem ersten Schuljahr. Dabei müssen Diagnoseprozesse des Kindergartens die Grundlage für die Förderung von Kindern ab dem ersten Schultag sein. 
  • bessere Arbeitsbedingungen für Lehr- und Fachpersonal wie Stundenreduzierung, da die Aufgabenfelder sich erhöhen, Schaffung von Arbeitsplätzen für alle Lehrer und Digitalisierung von Arbeitsplätzen an Schulen
  • Ausstattung aller Schulen mit Sonderpädagogen, Schulpsychologen und Sozialarbeitern

 

Sandra Trutti-Schramm